Der Diesel-GT Rekordwagen




 




 



 
Einige Monate vor der geplanten Präsentation des Rekord D in der Diesel-Variante wurde ein Rekordwagen mit einem 2,1-Liter-Dieselaggregat entwickelt. Dieses Fahrzeug soll die Zuverlässigkeit und Leistungsfähigkeit des neuentwickelten  2,1-Liter-Dieselmotors
in spektakulären Rekordfahrten unter Beweis stellen. 

Der vierzylindrige Selbstzünder basierte auf der 1,9 Liter CIH Maschine.  In  der Serien- version sollte er 60 PS aus 2,1 Liter Hubraum leisten. Aus heutiger Sicht sicherlich keine berauschende Ausbeute, allerdings  erreichten die Maschinen der Konkurrenten 
in der damaligen Zeit keine höhere Leistungen (z.B. der Mercedes 220D  und der Peugeot-Diesel).

Für den Rekordversuch wurden dem Vorserien-Motor mit Hilfe eines Eberspächer Abgas-Turboladers 95 PS abverlangt - und dies ohne Steigerung der Nenndrehzahl von 4400 U/min. Der Lader erreichte bei Vollast 98.000 U/min und erzeugte einen Überdruck von max. einem Bar.

Die Thermik des Motors bereitete offenbar einige Sorgen. Um dem Temperaturproblem beizukommen wurde der oberste der drei Kolbenringe eingespart um den Feuersteg verbreitern zu können. Die beiden verbleibenden Kompressionsringe wurden mit Molybdän behandelt. Für den Lader-Betrieb wurde das Verdichtungsverhältnis von 22 auf 17,5:1 reduziert. Ein neuer Stahlauspuffkrümmer , härtere Ventilsitze  und Mahle Kolben sollten den leistungsgesteigerten Motor standfest machen.  Die Abgase gelangten nahezu ungedämpft über den seitlich in Höhe der ehemaligen Beifahrertür endenden Auspuff ins Freie. Geschaltet wurde mit einem Commodore-Vierganggetriebe.



 



 
 
Der Opel GT war aufgrund seiner hervorragenden aerodynamischen Eigenschaften die ideale Basis für ein Rekordfahrzeug. Konsequent wurde der GT  modifiziert, um mit der vorhandenen Leistung  adequate Geschwindigkeiten zu erreichen. Da sich mit einem  4000 U/min drehenden Motor und nur 95 PS in einem 967 kg schweren Auto mit Serienmitteln keine Bäume ausreissen lassen, griffen die Techniker zu einer sehr langen
Achsübersetzung von 2,667:1 und stellten dazu das Fahrzeug noch auf 15 Zoll Räder
(Vorderräder Michelin 145 HR 15, Hinterräder Michelin 165 HR 15).

Die Stoßstangen, Türgriffe und Rückspiegel wurden entfernt und der Blechschere fielen das Dach und ganze Partien an Front und Heck zum Opfer. Das Dach wurde durch eine flache, aufklappbare Abdeckung mit einer Plexiglaskuppel über dem Fahrersitz ersetzt. Zur Versteifung der Karosse wurde ein Rohrrahmen mit Überrollbügel eingebaut und die Türen mit den Seitenteilen bündig verschweißt. Der 85 Liter Tank findet auf der Beifahrerseite Platz und wurde mit einer Schnellbetankungsanlage versehen. Die Vorder- und Hinterachse kamen unverändert vom Opel GT.









Vorne wurde der Wagen mit Hilfe der Zweiblattfeder des Rallye-Kadett, hinten mittels um 35 mm kürzerer Schraubenfedern tiefergelegt und mit Bilstein-Gasdruckdämpfern versehen. Die Bremsanlage stammte, bis auf den fehlenden Bremskraftverstärker, ebenfalls vom GT. Die angestrebte Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h wurde bei einem erstaunlich niedrigen Benzinverbrauch von 13,5 Liter erreicht. Ende 1970 werden die ersten Testfahrten durchgeführt und im Januar 1971 folgen die Hochgeschwindigkeitsversuche. Nach diversen Optimierungen sind die Opel-Ingenieure zuversichtlich, die Rekordfahrten in Angriff nehmen zu können.



  






Nach den erfolgversprechenden Testfahrten entschloss man sich nun werbewirksam an die Öffentlichkeit zu treten. Für die geplanten Weltrekorde stellte Fahrermanager Eklund aus Schweden ein Team aus sechs bekannten Rennfahrern aus fünf Nationen zusammen: Marie Claude Beaumont (Frankreich), Sylvia Österberg (Schweden), Paul Frère (Belgien), Henri Greder (Frankreich), Joachim Springer (Deutschland) und Giorgio Pianta (Italien).







Unterstützt von Mobil Oil und unter der offiziellen Beobachtung der FIA konnten die Fahrten  im Juni 1972 auf der 4,8 km langen Kreisbahn in Dudenhofen  beginnen. Durch die stark überhöhte Führung der Strecke wurde ein seitenkräftefreies Fahren ermöglicht. Alle 500 km wurde ein Tankstopp und ein Fahrerwechsel vorgenommen, ohne dabei die Zeit von
30 Sekunden pro Stopp zu überschreiten. Die Zeitnahme ließ die Uhr in den kurzen Pausen unbarmherzig weiterlaufen.  Vor den Augen der zahlreichen Journalisten  drehten die  Fahrer mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von über 190 km/h ihre Runden. Insgesamt 52 Stunden jagten die Fahrer den GT über die Kreisbahn.

Die Leistung des Teams von 1972 ist beeindruckend: Zwei Weltrekorde und über zwanzig internationale Rekorde waren zu vermelden. Die Diesel-Rekorde liegen bis zu 20% über den bisherigen Werten  und der 10.000 km Weltrekord wurde sogar um über 60% verbessert.







Die Idee, mit einem aerodynamisch gestylten Opel GT die Markteinführung eines Großserien- Dieselmotors vorzubereiten, wurde erfolgreich und werbewirksam umgesetzt.